Sei selbst der Wandel, den du in der Welt sehen möchtest.

(Mahatma Gandhi)

Die Relevanz von Achtsamkeitstrainings für Lehrkräfte für die Entstehung einer achtsamen Lehr- und Lernkultur

Anforderungen, Funktion und Rolle im Schulalltag

Lehrkräfte sind heutzutage mit immer komplexer werdenden Anforderungen im Schulalltag konfrontiert, die häufig innerhalb von kurzer Zeit bewältigt werden müssen. Dies führt in Ermangelung von Pausen und Ruhephasen oft zu einer ungesunden Arbeitsverdichtung. Darüber hinaus haben sich die Rolle und die Funktion der Lehrkraft in den letzten Jahren erheblich verändert, was mit zunehmend umfangreichen und diversen Aufgabenbereichen verbunden ist. Auch die momentane Priorisierung digitaler Abläufe und Technologien in Schulen mit der daraus resultierenden Digitalität von Beziehungen bedeutet für viele Lehrkräfte eine weitere, stresserzeugende Herausforderung.

Lehren als Hochrisikoberuf für Burnout

In der Zusammenfassung der Ergebnisse ihrer Dissertation zum Thema „Stress and Teacher Burnout: The Impact of Mindfulness Strategies“ aus dem Jahre 2019 an der St. Cloud State University bezeichnet Kelsey A. Milne das Lehren als Hochrisikoberuf für Burnout und psychische Erkrankungen¹.

Christopher Willard, ein bekannter Psychologe und Erziehungsberater aus Boston, sagte einmal in einem Workshop: „Der beste Weg, gestresste Kinder zu erzeugen ist, sie mit gestressten Erwachsenen zu umgeben.“

Seine Aussage lässt sich leicht auf den Schulkontext beziehen und zeigt gleichzeitig die wichtige Funktion der Lehrkraft für ein gesundes emotionales Wachstum und die bewusste Potentialentfaltung bei Schülerinnen und Schülern. Die verkörperte achtsame und selbstfürsorgliche Haltung von Lehrerinnen und Lehrern bildet meines Erachtens die Grundlage für das Entstehen einer achtsamen Lehr- und Lernkultur, die von gegenseitiger Wertschätzung und gelebter Integrität geprägt ist. 

Willards Statement lässt sich daher konstruktiv umformulieren in: „Der beste Weg, achtsame und resiliente Schüler:innen zu erzeugen ist, sie mit achtsamen und resilienten Lehrer:innen zu umgeben.“

Die Wirkung von Achtsamkeitstrainings für Lehrkräfte

Spezielle Achtsamkeitstrainings können hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Es gibt mittlerweile zahlreiche Forschungen, die die positive Wirkung von Achtsamkeitstrainings für Lehrkräfte belegen. 

So benennt Kelsey A. Milne in der bereits genannten Zusammenfassung folgende positive Effekte auf Lehrkräfte nach der Absolvierung von Achtsamkeitstrainings, die in diversen Studien  belegt werden konnten (siehe  der Einfachheit halber jeweils Kurzreferenz in Klammern):

  • Achtsamkeit reduziert Stress und Burnout und erhöht die Berufszufriedenheit von Lehrerinnen und Lehren. (u.a. Abenavoli et al., 2014; Roeser et al., 2012; Stanley 2011; Winzelberg & Luskin, 1999)
  • Achtsamkeit beugt der Auslösung reaktiver Verhaltensmuster vor, indem es den „automatic process of appraisal that gives rise to disturbing emotions“ beeinflusst. (Chambers, Gullone & Allen, 2009, p. 569)
  • Achtsamkeit verhilft Lehrkräften zu einem differenzierenden Blick auf sich selbst durch Gewahrsein des Körpers, der Emotionen und geistiger Aufmerksamkeit. (Hölzel et al., 2011)
  • Achtsamkeit unterstützt Lehrerinnen und Lehrer, mit Angst und Konflikten produktiver umzugehen. (Napoli 2004)
  • Achtsamkeit hilft Lehrkräften, ihre stressbedingten negativen Emotionen selbst zu regulieren; so können sie sich im Unterricht mehr den Schülerinnen und Schülern zuwenden und sich auf deren Bedürfnisse und Leistungen konzentrieren. (Roeser et al. 2013)

Die genannten Auswirkungen konnten ebenfalls in mittlerweile zahlreichen weiteren Studien festgestellt werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich das Wirkmodell von Detlev Vogel² hervorheben, das die positiven Auswirkungen von Achtsamkeitstrainings für Lehrkräfte graphisch anschaulich auf den Punkt bringt:

Be mindful,
teach mindfully,
teach mindfulness.

(Kevin Hawkins)

Achtsamkeit und Selbstfürsorge im Schulalltag leben und lehren

Als Lehrerin mit einer langjährigen Berufs- und Achtsamkeitspraxis kann ich die hier genannten Erkenntnisse aus eigener Erfahrung bestätigen. Wir Lehrkräfte haben in unserem „Hochrisikoberuf“ eine enorme Verantwortung für unsere Schülerinnen und Schüler. Lehren bedeutet für mich schon seit langem nicht mehr nur Wissensvermittlung, sondern ich erachte es als ebenso wesentlich (wenn nicht sogar wesentlicher), jungen Menschen Kompetenzen zu vermitteln, die ihnen u. a. ermöglichen, Stress zu erkennen und zu bewältigen und die sie bei einer achtsamen und selbstwirksamen Lebensgestaltung unterstützen. Um dieser  freudvollen Verantwortung gerecht zu werden und eine achtsame Lehr- und Lernkultur zu ermöglichen, halte ich es für unerlässlich, dass wir Lehrkräfte zuerst tatkräftig Verantwortung für unser eigenes Wohlergehen übernehmen. Um mit den Worten von Kevin Hawkins zu sprechen: „Unser eigenes Wohlbefinden im Kopf zu behalten ist grundlegend, um eine optimale Lernumgebung zu schaffen.“

Achtsamkeitstrainings für Lehrkräfte bieten hier erwiesenermaßen eine überaus hilfreiche und vielversprechende Unterstützung.

Bei Interesse an einem  maßgeschneiderten Workshop oder einem entsprechenden Training zu den Themen „Achtsamkeit im Schulalltag leben und lehren“ und „Achtsame Selbstfürsorge im Schulalltag“ nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf.

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¹Sie bezieht sich in ihrer Aussage auf die Studie von McLean, L., & Connor, C. M. (2015): Depressive symptoms in third‐grade teachers: Relations to classroom quality and student achievement. Child Development, 86(3), 945-954

²Vogel, Detlev (2019): Achtsamkeit in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung? Ein Überblick zum Forschungsstand und Ergebnisse eigener Forschung. In Detlev Vogel & Ursula Frischknecht-Tobler (Hrsg.). Achtsamkeit in Schule und Bildung, 225-242, Bern: hep-Verlag. Die vorliegende Graphik basiert auf den Erkenntnissen von: Jennings, Patricia & Greenberg, Mark (2009): The Prosocial Classroom: Teacher Social and Emotional Competence in Relation to Student and Classroom Outcomes. Review of Educational Research, 79, 491-525. Patricia Jennings ist übrigens in ihrer Studie zum amerikanischen Achtsamkeits- und Selbstfürsorgeprogramm „CARE for Teachers“ zu ähnlichen Ergebnissen wie bereits weiter oben genannt gekommen (siehe Jennings et al. 2017).

Stressbewältigung durch Achtsamkeit
Achtsames Selbstmitgefühl
Achtsamkeit im Kontext Bildung

Achtsamkeitstrainings mit Annette Gieß

Email: achtsamkeit-mbsr-luebeck@gmx.de
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